Netzmodell – das Verkehrsangebot

Ein Netzmodell für das System Verkehr muss die räumliche und zeitliche Struktur des Verkehrsangebotes abbilden. Das Netzmodell besteht dazu aus einer Menge von Netzobjekten, die alle relevanten Daten des Verkehrswegenetzes, der Linien und Fahrpläne sowie der Verkehrszellen beinhalten. Im Folgenden werden die wichtigsten Netzobjekttypen in Visum beschrieben.

  • Bezirke (auch Verkehrszellen genannt) beschreiben die Lage von Nutzungen im Netz (zum Beispiel Wohngebiete, Arbeitsstätten, Einkaufszentren, Schulen). Sie sind Ausgangspunkt und Ziel von Ortsveränderungen, das heißt von Verkehr, und über Anbindungen mit dem Netz verbunden.
  • Knoten sind Punktobjekte, die die räumliche Lage von Straßenkreuzungen und von Verzweigungen im Schienennetz definieren. Sie sind Anfangs- oder Endpunkte von Strecken.
  • Strecken verbinden Knoten und beschreiben so die Struktur des Straßen- und Schienennetzes. Eine Strecke ist eine gerichtete Kante, das heißt Hin- und Rückrichtung sind eigenständige Netzobjekte.
  • Abbieger geben an, ob an einem Knoten abgebogen werden darf und wie viel Zeitzuschlag für den Abbiegevorgang berücksichtigt wird.
  • Anbindungen schließen Bezirke an das Streckennetz an. Sie entsprechen den Zu- und Abgangswegen zwischen Bezirksschwerpunkt und Knoten.
  • Haltestellen sind untergliedert in Haltestellenbereiche und Haltepunkte, welche den Ort darstellen, an dem eine Linie zum Beispiel für den Fahrgastwechsel oder für das Be- und Entladen hält.
  • Linien, die im Fahrplanbuch mit einem Liniennamen gelistet sind, haben in der Regel eine Hin- und eine Rückrichtung. Eine Linie kann aus mehreren Linienvarianten bestehen, so genannten Linienrouten, die sich zum Beispiel in ihrem Linienweg unterscheiden. Jede Linienroute beschreibt den räumlichen Verlauf einer Linie, auf dem ein oder mehrere zeitliche Verläufe (Fahrzeitprofile) definiert sind.
  • Gebiete sind Netzobjekte, mit denen sich zum Beispiel Stadt- und Kreisgrenzen abbilden lassen. Basierend auf einem Polygon, das die Gebietsgrenze definiert, können Kenngrößen des IV und für Linienverkehre oder Einzelfahrten des ÖV für jedes Gebiet schnittscharf ausgewiesen werden.

Jedes dieser Netzobjekte wird durch Attribute beschrieben. Attribute können wie folgt untergliedert werden.

  • Eingabe-Attribute, wie Streckenlänge oder Streckennummer
  • berechnete Attribute (Ausgabe-Attribute), wie Einsteiger an einer Haltestelle oder die Anzahl der umgelegten Fahrzeuge. Sie werden erst im Laufe von Berechnungsverfahren mit Werten befüllt.

Für alle Netzobjekttypen können zusätzlich so genannte benutzerdefinierte Attribute angelegt werden. Sie können Zusatzinformationen oder temporäre Werte enthalten, die wie „normale“ Attribute in tabellarischen und grafischen Darstellungen sowie in Filtern zur Verfügung stehen. Da diese zum Verständnis der Grundlagen nicht erforderlich sind, wird an dieser Stelle darauf nicht weiter eingegangen.

Das integrierte Netzmodell unterscheidet zwischen Verkehrssystemen vom Typ IV und Typ ÖV. Diese Typen spiegeln die Organisationsform wider. Verkehrsteilnehmer des Individualverkehres verwenden ihre eigenen Verkehrsmittel. Daher können sie den Abfahrtszeitpunkt und die Route frei wählen. Die Fahrzeit ist von den zulässigen Geschwindigkeiten der Strecken abhängig.

Verkehrsteilnehmer des öffentlichen Verkehrs nutzen das Angebot eines Dienstleisters, der Fahrzeuge bereitstellt und die Bedingungen der Beförderung definiert. Die Fahrgäste nutzen kein eigenes Fahrzeug, sondern entlohnen den Dienstleister für die Beförderung.

Der konventionelle ÖV zeichnet sich durch ein vorgegebenes Liniennetz (Linienwege und Haltestellen) und einen Fahrplan mit Fahrzeiten und Abfahrtszeiten aus.

Flexible Bedienformen, wie Ride-Sharing oder Vehicle Sharing-Dienste, stellen die Verkehrsmittel zur Verfügung. Diese folgen keinem festen Liniennetz oder Fahrplan. Mit einer vom Betreiber bereitgestellten Fahrzeugflotte soll flexibel der Mobilitätsbedarf der Verkehrsteilnehmer gedeckt werden. Die zeitliche und räumliche Verfügbarkeit der Fahrzeuge definieren die Zugangs- und Wartezeit und damit wesentliche Qualitätsmerkmale des Angebots.

Vehicle Sharing Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass Nutzer*innen sich ein Fahrzeug exklusiv ausleihen und sich als Fahrer*innen zum Ziel befördern.

Bei Ride Sharing Diensten werden Nutzer*innen von einem Fahrzeug abgeholt und teilen dieses ggf. einen Teil der Strecke mit anderen Fahrgästen. Dabei werden Umwege von den Fahrgästen in Kauf genommen, um andere Fahrgäste aufzunehmen oder abzusetzen.

Verkehrsmittel können unterschiedlichen Verkehrssystemen zugeordnet sein. So ist der Pkw im Privatbesitz dem IV zuzuordnen, kann aber bei Nutzung als Sammeltaxi innerhalb einer Ride-Sharing-Flotte dem ÖV zugeordnet werden. Ein Bus im Linienbetrieb ist das klassische Beispiel für den ÖV. Der gecharterte Reisebus wird dem IV zugeordnet.

Abbildung 2 zeigt die Zuordnung verschiedener Verkehrsmittel zu den Verkehrssystemen des Types IV und ÖV. Sie finden in den dort verlinkten Hilfeseiten Informationen zur Modellierung in Visum.

Abbildung 2: Zuordnung Verkehrsmittel zu Verkehrssystemen